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Bauarbeiter protestieren für höhere Löhne

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Handewitt - Die Gewerkschaft fordert in der seit Mai laufenden Tarifrunde für bundesweit 890.000 Beschäftigte ein Einkommensplus von 5,3 Prozent - Fotos: Iwersen

Handewitt - Mit Plakaten und Spruchbändern haben Bauarbeiter aus der Region am Mittwoch in Handewitt für höhere Löhne und bessere Arbeitsbedingungen protestiert.

Mit einem Baustellen-Protest in Handewitt an der Wiesharder Straße soll der Druck auf die Unternehmen im festgefahrenen Tarifkonflikt für das Bauhauptgewerbe erhöht werden, teilt die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) mit, die in der Region Nord rund 23.000 Mitglieder zählt.

Am gleichen Tag kommen Gewerkschaft und Arbeitgeber zur bereits fünften Verhandlungsrunde in Berlin zusammen. „Das ist die letzte Chance am Verhandlungstisch. Sollte die scheitern, gibt es noch den Versuch einer Schlichtung. Danach könnte es auch in unserer Region bald zu Arbeitsniederlegungen auf dem Bau kommen“, warnt Dirk Johne, stellvertretender Regionalleiter der IG BAU Nord.

Nach seinen Worten drohen ab ungefähr Mitte Oktober Warnstreiks, sollte es auch im Schlichtungsverfahren zu keinem Ergebnis kommen.

Die Gewerkschaft fordert in der seit Mai laufenden Tarifrunde für bundesweit 890.000 Beschäftigte ein Einkommensplus von 5,3 Prozent, eine Entschädigung der langen Wegezeiten zu den Baustellen und eine Angleichung der Ost- an die Westlöhne.

„Die Arbeitgeber haben am 22. September zum letzten Mal die Gelegenheit, einen Tarifvertrag in Verhandlungen – ohne Schlichtung und Arbeitskampf – abzuschließen. Diese Chance sollten sie nutzen – und den Unmut der Beschäftigten nicht unterschätzen“, sagt IG BAU-Bundesvorstandsmitglied Carsten Burckhardt, der unter anderem für das Bauhauptgewerbe zuständig ist.

„Die wirtschaftliche Lage ist großartig. Aufträge ohne Ende, alleine es fehlt das Fachpersonal.“ Ein Thema brenne den Beschäftigten besonders auf den Nägeln: „Sie haben oft sehr lange Anfahrtswege, diese variieren sehr stark, heute hier, morgen dort. Sie haben keinen Einfluss auf ihre Einsatzorte und bekommen dafür keine Entschädigung. Das ist verlorene Lebenszeit, in der sie ihre Familien nicht sehen“, unterstreicht Burckhardt.

Zuletzt hätten sich die Arbeitgeber bei diesem Thema verweigert.

Auch in puncto Lohnerhöhung und Ost-West-Angleich müssten sich die Unternehmer bewegen, um keinen „heißen Herbst“ zu riskieren. Dirk Johne von der IG BAU Nord: „Die Beschäftigten haben während der ganzen Pandemie durchgearbeitet und zu vollen Auftragsbüchern bei den Firmen in der Region beigetragen. Gerade im Wohnungs- und Verkehrswegebau boome trotz Corona das Geschäft.

Die Gewerkschaft verweist auf Zahlen zum Wirtschaftsfaktor Bau. Nach einer aktuellen Schätzung des Pestel-Instituts erwirtschaftete das Baugewerbe im Kreis Schleswig-Flensburg im vergangenen Jahr 471 Millionen Euro – neun Prozent mehr als im Vorjahr.

Hinzu komme ein anwachsender „Bauüberhang“: Kreisweit wurden zwischen 2011 und 2019 laut Pestel-Institut knapp 1.400 Wohneinheiten mehr genehmigt als fertiggestellt. Diese Wohnungen müssen erst noch gebaut werden - und dabei könnte es bei gescheiterten Tarifverhandlungen zu weiteren Verzögerungen kommen. „Ab November wäre ein unbefristeter Arbeitskampf nach einem entsprechenden Mitgliedervotum möglich“, so Dirk Johne.

Dass es in den heutigen Tarifverhandlungen noch zu einem Ergebnis kommt bezeichnet er als „unwahrscheinlich“.

 

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