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Dreister Diebstahl: Mann klaut während Einsatz Sauerstoffflasche aus Rettungswagen in Flensburg

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Die Flasche Sauerstoff ist für den Laien eigentlich völlig nutzlos - Fotos: Thomsen

Flensburg - Sie wollten einem Patienten mit akuter Atemnot helfen, doch standen plötzlich ohne Sauerstoffflasche da: Die Besatzung eines Rettungswagens ist am Montagnachmittag im Einsatz zum Opfer eines dreisten Diebstahls geworden, der lebensgefährlich hätte enden können. Zwar konnte die Polizei den Vorfall schnell aufklären, doch die Tat sorgt bei den Rettern für Fassungslosigkeit und Kopfschütteln.
Gegen 15.30 Uhr war der Rettungswagen des privaten Rettungsdienstunternehmens Falck von der Wache in der Osterallee durch die Leitstelle in Harrislee alarmiert worden. In der Straße Twedter Berg im Stadtteil Mürwik litt eine Frau unter Atemnot und brauchte schnell medizinische Hilfe.
Am Einsatzort angekommen schnappten sich die Rettungskräfte ihre Notfallausrüstung und versorgten die Patientin zunächst in ihrer Wohnung.
„Als wir dann mit der Frau auf dem Weg zum Rettungswagen waren, um sie in die Notaufnahme zu transportieren, wurden wir von einer Passantin angesprochen“, erinnert sich Notfallsanitäter André Diecks und ergänzt „Die Frau berichtete uns, dass ein Mann jüngeren bis mittleren Alters soeben eine große Flasche aus einer der Türen des Wagens genommen und weggetragen hätte“.
Da die Retter kaum glauben konnten was ihnen berichtet wurde, sahen sie in ihrem Fahrzeug sofort nach dem Rechten - und blickten ins Leere. Die Flasche war tatsächlich entwendet worden, während die Sanitäter die Patientin versorgten. Dieses Problem wäre eigentlich schnell zu beheben gewesen, denn die Rettungswagen verfügen über eine Ersatzflasche, falls der Sauerstoff zur Neige geht. Doch diese konnten die Notfallsanitäter vor Ort nicht montieren, da der Dieb auch den für den Betrieb notwendigen Druckminderer entwendet hatte.
Zwar hatten die Retter das Fahrzeug nach der Ankunft am Einsatzort verschlossen, da ein Gurt aber in den Schließmechanismus der Seitentür geraten war, ließ sich diese trotz vermeintlich erfolgter Verriegelung durch den Dieb öffnen.
Während Diecks gemeinsam mit der Auszubildenden Arlene Ida Scheel (Mitte) die Patientin weiter im Rettungswagen versorgte, machte sich Rettungssanitäter Malte Iver Zinke (rechts im Bild) im Nahbereich auf die Suche nach dem Dieb und der großen Sauerstoffflasche. Diese Suche verlief jedoch ergebnislos. „Zudem ließ der Zustand der Patientin es nicht zu, dass wir noch länger suchen - die Frau musste von uns hochdosierten Sauerstoff bekommen und schnell in eine Klinik gebracht werden“, verdeutlicht André Diecks den Ernst der Situation.
Glücklicherweise befindet sich im Notfallrucksack der Einsatzkräfte noch eine kleinere Sauerstoffflasche, mit der die Patientin rund 40 Minuten lang mit Sauerstoff versorgt werden kann. Diese nutzten die Retter und brachten die Frau mit den Atembeschwerden auf schnellstem Wege ins Krankenhaus, um keine Zeit zu verlieren.
Eine Anzeige bei der Polizei erstatteten die Retter, nachdem sie ihre Patientin an die Ärzte in der Notaufnahme übergeben hatten. Zum Glück hatte der Sauerstoffvorrat bis zum Krankenhaus ausgereicht. Warum der Mann die volle Flasche mit medizinischem Sauerstoff mit einem Gesamtgewicht von ungefähr 17 Kilogramm gestohlen hat und wie er mitsamt seiner schweren Beute so schnell verschwinden konnte, ist bislang nicht bekannt. „Eigentlich ist so eine Flasche mit Sauerstoff für einen Laien völlig nutzlos“, beschreibt Diecks die Sinnlosigkeit des lebensgefährlichen Diebstahls. Er vermutet, dass der Dieb es auf den Druckminderer im Wert von ungefähr 100 Euro abgesehen hate und diesen verkaufen wollte.
„Der Rettungswagen war nach dem Diebstahl für uns erstmal nicht mehr voll nutzbar “, ärgert sich André Diecks (links im Bild).
Noch am Abend konnte das Fahrzeug dann mit einer neuen Sauerstoffflasche und einem neuen Druckminderer ausgestattet und wieder vollumfänglich einsatzbereit gemeldet werden. Die unmittelbar eingeleiteten Untersuchungen der Polizei führten zügig zur Identifizierung des Täters. Laut Rettungsdienst gelang es ihnen, den Mann noch am selben Abend ausfindig zu machen und sowohl die Sauerstoffflasche als auch den Druckminderer in unbeschädigtem Zustand sicherzustellen. Die Polizei übergab die Gegenstände den Rettungskräften noch am zurück. Unter den Rettungskräften sorgt dieser dreiste Diebstahl dennoch für Kopfschütteln und Unverständnis. Keiner von ihnen versteht, warum jemand so leichtfertig Menschen in einer gesundheitlichen Notsituation in Lebensgefahr bringen kann.

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