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Zukunft der Feuerwehren ungewiss - Umzugssorgen und Motivationsverlust

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"Das einzige, was freiwillig ist, ist der Ein- und Austritt.", so ein Mitglied einer Freiwilligen Feuerwehr - Foto: Thomsen/ Entwurf BF: Atelier. Schmelzer. Weber GbR

Flensburg - Die Flensburger Berufsfeuerwehr wird wahrscheinlich keinen Neubau am Munketoft bekommen, was sowohl die Zukunft der Berufsfeuerwehr als auch der Freiwilligen Feuerwehren in der Stadt beeinflusst. Die Freiwilligen Feuerwehren verlangen nun eine stärkere Beteiligung an den Planungen.

Die aktuelle Situation rund um die Neubaupläne der Flensburger Berufsfeuerwehr verursacht große Unsicherheit bei den Freiwilligen Feuerwehren. Die Pläne für die Freiwilligen Feuerwehren Innenstadt und Jürgensby wieder auf den Prüfstand kommen.

Laut einer Mitteilung der Stadtverwaltung wird der Standort an der Eckernförder Landstraße für den Bau eines Gerätehauses im Süden der Stadt weiterverfolgt.

Sollte die Berufsfeuerwehr am Munketoft keine neue Hauptfeuerwache erhalten, würde auch der geplante Neubau der Freiwilligen Feuerwehr Jürgensby entfallen. Die Stadtverwaltung hat verschiedene Szenarien vorgestellt, die zu einem Neubau für die Freiwillige Feuerwehr am Quakenweg führen könnten. Nach bisherigen Ideen soll aber nicht die Wehr Jürgensby, sondern die Wehr Innenstadt die neue Wache beziehen. So der Plan der Stadt Flensburg und der Berufsfeuerwehr Flensburg.

Bis 2024 soll ein Neubau an der Eckernförder Landstraße errichtet werden, in den zunächst die Freiwillige Feuerwehr Innenstadt einziehen wird. Nur wenige Jahre später ist geplant, dass die Freiwillige Feuerwehr Jürgensby in den Neubau an der Eckernförder Landstraße umzieht. Die Freiwillige Feuerwehr Innenstadt wird dann in eine neu gebaute Wache neben der Hauptfeuerwache am Quakenweg einziehen.

Ein solches Szenario würde für beide Wehren einen möglicherweise folgenreichen Standortwechsel bedeuten. Im Telefoninterview zeigte Mario Quade, Wehrführer in Jürgensby, sich verwundert darüber, dass sie von diesen Vorschlägen erst aus der Presse oder den Veröffentlichungen im Ratsinformationsystem erfahren haben. Dies hat zu großer Verunsicherung unter den Mitgliedern geführt, insbesondere weil im Dezember 2021 bereits ein Beschluss über den Standort getroffen wurde.

Die Unsicherheit betrifft nicht nur die Einsatzkräfte aus Jürgensby, sondern auch die Feuerwehr Innenstadt. Beide Wehren befürchten eine Einschränkung ihrer Leistungsfähigkeit, da sich der Mitgliederbestand neu ausrichten muss. Mario Quade betont, dass die Einsatzverfügbarkeit von einem möglichst dichten Wohnort zum Gerätehaus abhängt.

Die Anfahrtszeit zum Gerätehaus würde sich sowohl für die Feuerwehr Jürgensby als auch für die Wehr Innenstadt beträchtlich erhöhen. Quade erläutert: "Vom früheren Gerätehaus in der Glücksburger Straße zum jetzigen Standort in der Waitzstraße hat sich die Fahrzeit bereits um etwa 5 Minuten verlängert." Dies liegt daran, dass viele Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr Jürgensby in der Nähe der Glücksburger Straße wohnen und zuvor teils zu Fuß oder mit dem Fahrrad zur Wache gelangten, so Quade. Die Wache in der Waitzstraße ist immer noch eine Übergangslösung für die Mitglieder der Jürgensby, ursprünglich sollte diese, in einem Neubau, auf dem Gelände von Munketoft unterkommen.

Die Verlängerung der Anfahrtszeit könnte im Ernstfall lebenswichtige Minuten kosten und die Effektivität der Feuerwehr bei Einsätzen beeinträchtigen.

Die Freiwilligen Feuerwehren fordern daher eine stärkere Beteiligung an den Planungen und eine klare Kommunikation seitens der Stadtverwaltung. Sie möchten in die Entscheidungsprozesse einbezogen werden, um ihre Bedenken und Vorschläge vorbringen zu können. Eine enge Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung ist aus Sicht der Freiwilligen Feuerwehren essenziell, um langfristig eine sinnvolle Lösung zu finden.

In einem kürzlich geführten Interview äußerten Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr Flensburg Innenstadt (Gruppenfoto) ihre Bedenken hinsichtlich der geplanten Neubauten und des damit verbundenen Umzugs. Wehrführer Paul Graeper (1. Reihe zweiter von rechts) versteht die Entscheidung nicht und weist darauf hin, dass alle seine Kameraden in der Nähe der derzeitigen Feuerwache in der Eckernförder Landstraße wohnen. Laut Graeper wohnt kein Mitglied der Feuerwehr auf der westlichen Höhe (Quakenweg). Er befürchtet, dass aufgrund der größeren Entfernungen die Ausrückzeiten nicht mehr eingehalten werden können.

Ein weiteres Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr bringt die aktuelle Stimmung auf den Punkt: "Das einzige, was freiwillig ist, ist der Ein- und Austritt." Angesichts der momentanen Lage erwartet er, dass viele Mitglieder sowohl von der Freiwilligen Feuerwehr Innenstadt als auch von der Jürgensby von dieser Möglichkeit Gebrauch machen könnten. Die Schwierigkeiten, die jeweilige Wache innerhalb der vorgegebenen Zeiten zu erreichen, würden zunehmen. Insbesondere, da die Berufsfeuerwehr dann den Bereich abdecken würde, der zuvor von den Freiwilligen Feuerwehren Innenstadt und Jürgensby betreut wurde. Die Motivation, in einer Feuerwehr zu sein, die nicht mehr ausrücken muss, würde gegen Null sinken.

Wehrführer Graeper berichtet, dass im Jahr 2022 bei 26 Alarmierungen der Einsatz vor dem Ausrücken abgebrochen wurde. Hinzu kommt, dass in 18 Fällen der Einsatz auf dem Weg zur Einsatzstelle abgebrochen wurde. Der Wehrführer befürchtet, dass die Zahlen mit dem neuen Standort entweder weiter steigen oder die Freiwillige Feuerwehr gar nicht mehr ausrücken muss. "Es wird schwierig, neue Mitglieder zu gewinnen oder alte zu halten", so Graeper auf Nachfrage.

Im Jahr 2022 verzeichnete die Freiwillige Feuerwehr Innenstadt insgesamt eine deutliche Zunahme an Einsätzen im Vergleich zum Vorjahr. Mit 83 Einsätzen waren es 18 mehr als 2021. Der Wehrführer führt diesen Anstieg teilweise auf die Brandserie zurück, die im Jahr 2022 stattfand.

Auch auf dem Grundstück im Quakenweg, derzeit noch eine Gartenkolonie, ist die Stimmung gedrückt. Ein Pächter berichtete gegenüber Förde.news, dass er erst vor paar Jahren einen Umzug aus der Wittenberger Weg hinter sich hatte. Damals wollte die Flensburger Brauerei dort bauen, alle Gartenlaubenbesitzer mussten ihre Grundstücke räumen und umziehen. Nun soll er erneut umziehen. Der 56-jährige Pächter überlegt, sich ein Wohnmobil zu kaufen, wenn er wegziehen muss und das Geld stimmt.

Die Bedenken der Freiwilligen Feuerwehr Flensburg unterstreichen die Notwendigkeit einer engen Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung, um gemeinsam eine Lösung zu finden, die den Bedürfnissen aller Beteiligten gerecht wird. Die bevorstehenden Gespräche und Diskussionen werden zeigen, wie sich die Situation weiterentwickelt und welche Entscheidungen schließlich getroffen werden.

Die Verantwortlichen der Freiwilligen Feuerwehren betonen, dass sie die Notwendigkeit eines Neubaus erkennen und grundsätzlich hinter den Plänen stehen, um den Schutz der Stadt und ihrer Bürgerinnen und Bürger zu gewährleisten. Am Dienstag, den 28. März, soll eine Entscheidung getroffen werden. Dabei stehen zwei Varianten zur Verfügung: Variante eins beinhaltet verschiedene Abstufungen von Größe, Höhe usw. der Hauptfeuerwehrwache, jedoch am jetzigen Standort in Munketoft. Die favorisierte Variante ist das Zwei-Wachen-System.

Mario Quade sagt treffender Weise zum Abschluss: "Eine Rocharde mit den FFs ist nicht praxistauglich!"

Es bleibt abzuwarten, wie sich die Politik am Nachmittag entscheidet und welche Auswirkungen die endgültige Entscheidung auf die Zukunft der Freiwilligen Feuerwehr Flensburg und ihre Mitglieder haben wird. Die Anliegen der Wehrführer und Mitglieder zeigen, wie wichtig es ist, die Bedürfnisse der ehrenamtlichen Helfer in die Entscheidungsfindung einzubeziehen. Nur so kann ein erfolgreiches Zusammenspiel von Berufs- und Freiwilligen Feuerwehren gewährleistet werden und das Engagement der freiwilligen Helfer weiterhin gefördert werden.

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