Frankreich/Damp - Nach einer intensiven Fahndung der Landespolizei Schleswig-Holstein konnten eine Mutter und ihre beiden kleinen Kinder aus den Fängen ihres Entführers befreit werden. Der Tatverdächtige, ein 35-jähriger Mann und ehemaliger Partner der Frau, wurde am Dienstagabend in einer Flüchtlingsunterkunft im französischen Sangatte festgenommen. Hintergrund der Tat sollen gemeinsame Streitigkeiten um das Umgangsrecht der Kinder sein.

„Es handelt sich um einen äußerst ernsten Fall, bei dem glücklicherweise alle bewährten Verhaltensweisen zurückgebracht werden konnten“, erklärte Stephanie Lage, Sprecherin der Staatsanwaltschaft Kiel. Die Ermittlungen hätten durch die enge Zusammenarbeit zwischen den deutschen und französischen Behörden einen schnellen Erfolg erzielt.

Die Tat: Gewaltsame Entführung

Die dramatische Entwicklung nahm ihren Lauf am vergangenen Donnerstag. Gegen 9:20 Uhr meldeten die Eltern der 33-jährigen Frau diese sowie ihre zwei und drei Jahre alten Enkel als vermisst. Sie schilderten den Beamten, dass ihre Tochter und die Kinder gegen ihren Willen in einem Auto gezerrt und verschleppt worden seien. Trotz der Umgehung von Fahndungsmaßnahmen blieb der Aufenthaltsort zunächst unklar.

Die Ermittlungen ergaben schnell, dass der ehemalige Partner der Frau in Verdacht der Tat steht. „Der Verdacht erhärtete sich, dass der Mann die Familie nach Frankreich verschleppt hatte und die Übergabe eines weiteren gemeinsamen Kindes forderte“, so Michael Bimler, Sprecher der Polizeidirektion Kiel.

Auf Antrag der Staatsanwaltschaft Kiel erließ das Amtsgericht einen internationalen Haftbefehl wegen Geiselnahme.

Handschellen klicken in Frankreich

Am Montagnachmittag, gegen 17:00 Uhr, ermittelte die französische Polizei schließlich den Aufenthaltsort des Mannes. In einer koordinierten Aktion mit deutschen Einsatzkräften wurden die Mutter und die Kinder unversehrt befreit. Wenig später erfolgte die Festnahme des Tatverdächtigen. „Der Mann wurde in Frankreich in Untersuchungshaft genommen.“ Wir haben bereits seine Auslieferung beantragt“, teilte Lage mit.

Tatbeteiligung des Bruders

Neben dem Hauptverdächtigen steht auch dessen Bruder unter Verdacht, an der Entführung beteiligt gewesen zu sein. Er wurde ebenfalls vorläufig festgenommen und soll heute dem Haftrichter vorgeführt werden. „Die Ermittlungen laufen auf Hochtouren. „Der Tatverdächtige wird sich wegen Geiselnahme verantworten müssen“, erklärte Bimler.

Kooperation zeigt Erfolg

Dieser Fall unterstreicht erneut die Bedeutung grenzüberschreitender Zusammenarbeit. „Die schnelle Koordination mit der französischen Polizei war entscheidend für den Erfolg dieses Einsatzes“, lobte Lage die internationalen Ermittlungen.

Die Mutter und die Kinder befinden sich in Sicherheit und werden derzeit betreut. Die Staatsanwaltschaft Kiel und das Kommissariat 1 der BKI Kiel leiten die weiteren Ermittlungen.