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Applaus statt Torte: Lindner rechnet mit Ampel-Kollegen ab und blickt nach vorn

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Vor rund 300 Personen sprach der Ex-Finanzminister Lindner - Fotos: Thomsen

Flensburg - Erst vor wenigen Tagen bekam Christian Lindner bei einem Auftritt von Protestierenden eine Torte ins Gesicht. Am Montagabend sah es bei seinem Besuch im „Yachting Heritage Center Robbe & Berking“ in Flensburg jedoch ganz anders aus: Statt Sahneschlacht gab es für den FDP-Bundesvorsitzenden vor allem Applaus – und rund 300 Gäste, die gebannt zuhörten, was der Mann, den sein Gastgeber Parlamentskandidat Christoph Anastasiadis in Flensburg war augenzwinkernd als „Hoffentlich-Bald-Wieder-Finanzminister“ bezeichnete, zu sagen hatte.

300 Zuhörer in edler Kulisse
Die Stimmung im edlen Saal mit glänzenden Mahagoni-Bootsmodellen war unübersehbar positiv. „Wenn so viele Interessierte kommen – dann ist mit den Freien Demokraten auch nach der Bundestagswahl zu rechnen“, verkündete Lindner, offensichtlich zufrieden mit der beachtlichen Resonanz. Tatsächlich blieb für einige Anwesende sogar nur Stehplatz übrig. Gleich zu Beginn war dem Rheinländer daran gelegen, sein norddeutsches Publikum zu umarmen: „Die wichtigste Botschaft haben Sie schon selbst gesendet“, sagte er mit Blick auf die Menschen im Raum.

Eine Torte gleich zu Beginn?
Nicht ganz ohne Selbstironie eröffnete Lindner seine Rede. Zum einen verwies er auf seine angeschlagenen Stimmbänder, die er nach eigenen Angaben jenen lautstarken „linken Störern“ verdankte, denen er zur Zeit auf Wahlkampfveranstaltungen entgegentreten musste. Zum anderen ging er mit einem Grinsen auf den Tortenwurf in Greifswald ein: „Wenn jemand eine Protest-Torte dabei hat wie neulich – dann bitte jetzt gleich zum Anfang.“ Diesmal blieb es ruhig im Saal; Keine Torte weit und breit, dafür umso mehr inhaltliche Debatten.

„Economy first“ statt Umverteilung
Nachdem Lindner die Torten-Episode humorvoll abgehakt hatte, wurde es politisch ernst. „Auf der Kippe“ sehe er Deutschland, sagte der FDP-Chef. Besonders das Sicherheitsgefühl vieler Bürger sei in seinen Augen bedroht. Er machte dafür eine „falsche Einwanderungspolitik“ verantwortlich und verwies auf die Sozialdemokraten in Dänemark als Vorbild für eine „weltoffene, aber auch konsequente Migrationspolitik“. Um einen weiteren Rechtsruck zu verhindern, kündigte er an, dass die FDP an diesem Mittwoch im Bundestag den Unions-Anträgen für eine Verschärfung der Ausländerpolitik zustimmen werde.

Schlagabtausch mit Olaf Scholz und Robert Habeck
Wenig überraschend sparte der FDP-Spitzenkandidat nicht mit Kritik an seinen ehemaligen Ampel-Partnern: Wirtschaftsminister Robert Habeck attestierte er geradeheraus ein „Zerstörungswerk“, das er nicht weiter verfolgen wolle. Bundeskanzler Olaf Scholz warf er „sittliche Unreife“ vor, als dieser andeutete, Rentner könnte bei mangelnder SPD-Regierungsverantwortung womöglich für die Ukraine-Hilfen zurückstecken müssen. Lindner betonte dagegen die „überragende Staatsraison“ zur Unterstützung Kiews. Denn in der Ukraine werde nicht nur um deren Freiheit, sondern auch um die Europas gekämpft.

Auch Friedrich Merz erhält Zuspruch
Während die Kritik an Scholz und Habeck deutlich ausfiel, zeigte sich Lindner auf Annäherungskurs zur CDU. Der FDP-Vorsitzende stellte in Aussicht, die Unions-Pläne zur Migrationspolitik zu unterstützen. Es sei Zeit, „den Staat nicht mit noch mehr Umverteilung noch größer werden zu lassen“, sondern nach dem Motto „Economy first“ zu handeln: Erst erwirtschaften, dann verteilen.

Im Visier: Das Finanzministerium
Spätestens als der örtliche FDP-Kandidat Christoph Anastasiadis ihn mit den Worten „Hoffentlich-Bald-Wieder-Finanzminister“ auf die Bühne rief, ließ Lindner durchblicken, dass er dieses Amt gerne zurückerobern würde. Er habe noch eine „offene Rechnung“ mit dem Internationalen Währungsfonds (IWF), erzählte er. Dort habe man zuletzt deutsche Wachstumsschwäche moniert, was Lindner bei der nächsten Tagung unbedingt ändern wolle: „Deutschland soll beim Währungsfonds als Vorbild für Wachstumschancen dastehen.“
Mit Blick auf die USA erwähnte er wieviel Bürokratie in Europa ist, so habe man gerade in den USA ein 500 Milliarden Dollar Paket (Stargate anm. d. Redaktion) für den Ausbau von Künstlicher Intelligenz beschlossen und in der Europäischen Union wurde der AI Act eingeführt, der einen risikobasierten Ansatz zur Regulierung von KI verfolgt.

Fazit: Zwischen Tortenwurf und Tatendrang
Keine Sahneschlacht, dafür viel politischer Klartext: Christian Lindners erster Wahlkampf-Auftritt in Schleswig-Holstein war ein selbstbewusster Schritt, die Freien Demokraten wieder ins Gespräch zu bringen – und sich selbst in Stellung zu bringen für ein Ministeramt, das Er offenbar noch nicht ad acta gelegt hat. Ob es ihm gelingt, den Stimmungsaufschwung vom Yachtzentrum Robbe & Berking in die echte Wahlkabine zu transportieren, wird sich in den kommenden Wochen zeigen. Fest steht: Torten wirft ihm aktuell niemand mehr an den Kopf. Dafür steht der FDP-Chef umso stärker im politischen Rampenlicht.

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