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Ende einer Ära: Papiermühle in Flensburg schließt nach 328 Jahren
von Thomsen / Foerde.news
Flensburg – Eine Ära geht zu Ende: Die traditionsreiche Papiermühle am Mühlenstrom wird nach 328 Jahren stillgelegt. Rund 200 Mitarbeiter erhielten acht Tage vor Weihnachten die Nachricht über das Aus des Unternehmens. Noch in den kommenden Wochen sollen die Kündigungen verschickt werden.
Am Dienstagvormittag platzte die letzte Hoffnung auf eine Rettung des insolventen Betriebs. „Wir haben über 60 potenzielle Investoren weltweit kontaktiert und bis zuletzt verhandelt. Doch die endgültige Absage kam heute“, erklärte Geschäftsführer Christian Holland-Moritz. Damit endet der Betrieb, der im Oktober Insolvenz angemeldet hatte.
Letzte Papierrollen laufen diese Woche
Noch in dieser Woche werden die letzten Papierrollen über die Maschinen laufen. Nach den Weihnachtsferien wird die Produktion nicht wieder aufgenommen. Stattdessen beginnt die Abwicklung des Werks. Für die Belegschaft bedeutet das Ende des Betriebs zugleich das Ende einer fast zweijährigen Phase der Ungewissheit.
Bereits im August 2022 hatte der damalige Eigentümer, Mitsubishi Hitec Paper, angekündigt, das Werk zu schließen. Damals sollte der Betrieb schon Anfang 2023 eingestellt werden. Die Übernahme durch den Münchener Finanzinvestor Quantum Capital Partners (QCP) brachte Hoffnung, doch die wirtschaftlichen Probleme blieben bestehen.
Veränderte Märkte und hohe Energiekosten
Das Werk hatte sich lange auf die Produktion von beschichtetem Ticketpapier spezialisiert, ein Produkt, das durch den Trend zu Online-Tickets stark an Bedeutung verloren hat. Ein späterer Fokus auf beschichtetes Papier für Lebensmittelverpackungen konnte die wirtschaftliche Lage nicht nachhaltig verbessern. Hinzu kamen zuletzt drastisch gestiegene Energiekosten, die die papierintensive Produktion zusätzlich belasteten.
„Wir haben alles versucht, um den Standort zu retten“, so Holland-Moritz, der die Geschäftsführung nach der Übernahme durch QCP übernommen hatte. Auch Unterstützung aus der Region, etwa durch Schleswig-Holsteins Wirtschaftsminister Claus Ruhe Madsen und Flensburgs Oberbürgermeister Fabian Geyer, habe es gegeben. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hingegen blieb untätig: „Von ihm haben wir zu keinem Zeitpunkt etwas gehört“, kritisierte Holland-Moritz.
Sozialplan für Mitarbeiter in Vorbereitung
Für die Beschäftigten sind die Gehälter bis zum Ende der Kündigungsfrist im April 2024 gesichert – ermöglicht durch eine zuletzt überraschend hohe Nachfrage nach dem Papier des Werks. Viele Kunden hätten sich aufgrund der angekündigten Schließung noch einmal mit großen Mengen eingedeckt, so Holland-Moritz. Nach dem Jahreswechsel wird der Betriebsrat gemeinsam mit dem Insolvenzverwalter einen Sozialplan verhandeln.
Eine 328 Jahre alte Geschichte endet
Die Papiermühle, deren Gründung auf das Jahr 1696 zurückgeht, war über Jahrhunderte eine feste Größe in der Flensburger Industrie. Ihre Schließung markiert nicht nur das Ende eines bedeutenden Kapitels regionaler Wirtschaftsgeschichte, sondern auch den Verlust eines wichtigen Arbeitgebers in der Region.
Nach den Weihnachtsferien wird es an den Maschinen still bleiben. Für die Mitarbeiter bleiben nur noch Aufräumarbeiten – ein bitterer Abschluss einer einst so stolzen Industriegeschichte.
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