- Nachrichten -
Folge uns auf Instagram und Facebook
->>> Für Förde.news zahl ich freiwillig!!! <<<-

Feuerwehr im Wandel: OB Geyer fordert strukturellen Aufbruch – Jahresbericht zeigt Herausforderungen und Erfolge

von

Es gab viele Auszeichnungen - Fotos: Thomsen

Flensburg. Die Feuerwehr steht unter Druck – und mit ihr die Stadt. Auf der Jahreshauptversammlung des Stadtfeuerwehrverbands Flensburg hat Oberbürgermeister Dr. Fabian Geyer ein klares Bild gezeichnet: Zwischen maroden Wachen, geopolitischer Unsicherheit und Klimakrise brauche es einen strategischen Neustart im Sicherheitsdenken – und einen Kulturwandel im Umgang mit dem Ehrenamt. Der begleitend veröffentlichte Jahresbericht 2024 untermauert Geyers Rede mit eindrucksvollen Zahlen und Entwicklungen.

„Wir können nicht mehr abwarten“

„Wir dürfen keine weitere Zeit verlieren“, mahnte Geyer gleich zu Beginn. Der Investitionsstau bei der Feuerwehr sei über Jahre gewachsen – jetzt müsse gehandelt werden. Der geplante Neubau der Feuerwache Innenstadt sei durchfinanziert, die Vorbereitungen abgeschlossen. Baubeginn: Sommer 2025, Einzug bei stabilem Verlauf Ende 2026. Auch die Planungen für die FF Tarup liegen im Zeitplan – mit geplanter Fertigstellung Ende 2027. Sorgen bereitet hingegen der Standort Jürgensby: Hier fehlt bislang ein belastbarer Zeitrahmen, ein Provisorium in der Waitzstraße dient vorübergehend als Unterkunft.

Die Feuerwehrwachen Weiche und Klues sollen durch regelmäßige Instandhaltung einsatzfähig bleiben. Und auch für Engelsby formulierte der OB einen klaren Anspruch: „Wir müssen zukunftssicher planen, bevor sich die Probleme auftürmen.“

Statistik mit Alarmsignal

Ein Blick auf die Personalzahlen offenbart eine kritische Entwicklung: Die Zahl der aktiven Einsatzkräfte sank von 247 auf 229, auch der Anteil weiblicher Mitglieder nahm leicht ab. Die Kinderabteilung verlor zwei Mitglieder, während die Jugendfeuerwehr leicht zulegte – von 128 auf 134 Jugendliche. OB Geyer betonte: „Hier entscheidet sich, ob wir in zehn Jahren noch eine einsatzbereite Feuerwehr haben.“

Einsätze mit Tragweite & Jugendarbeit als Hoffnungsträger: Geyer lobt Einsatz und appelliert an die Zukunft

Das Jahr 2024 war für die Flensburger Feuerwehr nicht nur arbeitsreich, sondern auch emotional fordernd. 267 Alarmierungen, darunter mehrere Großbrände und tragische Ereignisse, prägten das Einsatzgeschehen.

Besonders erschütternd: der Einsatz am 3. Mai. Während ein Wohnhaus in der Neustadt in Flammen stand, verunglückte ein Feuerwehrfahrzeug auf Alarmfahrt zur Friedrich-Ebert-Straße. Ein Kamerad war schwer eingeklemmt, mehrere Einheiten wurden zur Hilfe gerufen. „Das war ein Einsatz, der unter die Haut geht – und die Belastung unserer Ehrenamtlichen offenbart“, so Geyer.

Weitere Einsatzhöhepunkte: ein Großbrand im Museumsdorf Unewatt, ein Lagerhallenbrand nur wenige Stunden später an der Lecker Chaussee. Sowie ein Wohnungsbrand mit Todesfolge in der Seniorenwohnanlage St. Jürgenwinkel. „Solche Tage zeigen, wie dringend wir unsere Einsatz- und Führungsstrukturen weiterentwickeln müssen“, betonte Geyer.


Sascha Keßler wurde im Amt bestätigt und ist weiterhin Stadtjugendwart

Gleichzeitig setzt die Stadt auf die Jugend. Mit 134 Mitgliedern, politischen Bildungsfahrten und einer Großübung mit 150 Teilnehmenden im Dezember zeigte die Jugendfeuerwehr Flensburg eindrucksvoll, was Nachwuchsarbeit bedeuten kann. In Dresden repräsentierte sie Schleswig-Holstein beim Deutschen Jugendfeuerwehrtag, während sie lokal bei „Jugend im Rat“ aktiv mitwirkte. „Das ist nicht nur Feuerwehr-Nachwuchs – das ist demokratische Bildung in Uniform“, so Geyer.

Doch auch hier droht Gefahr: Die finanzielle Lage sei angespannt. Projekte stünden immer wieder auf der Kippe. Die traditionelle Pfingstfreizeit etwa war nur mit Unterstützung des Stadtfeuerwehrverbands möglich. Geyer dazu: „Diese Arbeit ist keine Kür, sie ist Pflicht – und sie muss finanziell abgesichert sein.“

Ausbildung, Infrastruktur, Resilienz – die drei Säulen

Geyer hob auch die Fortschritte im Ausbildungswesen hervor: 76 Fortbildungen und Lehrgänge wurden 2024 durchgeführt – darunter Atemschutz- und Führungstrainings. Die Großübung in Harrislee mit 148 Beteiligten habe gezeigt, wie wichtig vernetztes Handeln in Großlagen sei.

In der Verwaltung werde parallel ein stadtweites Sicherheitskonzept erarbeitet. Ziel: Krisenstabilität – auch bei Stromausfällen, Extremwetterlagen oder sicherheitsrelevanten Vorfällen. Geyer: „Wir dürfen nicht erst reagieren, wenn es brennt – wir müssen vorbereitet sein.“

Fazit: Pflicht zur Zukunft – und ein Abend voller Wertschätzung

Am Ende der Versammlung stand ein Appell – und ein Versprechen: „Flensburgs Feuerwehr ist bereit, sich der Zukunft zu stellen“, so OB Geyer. „Aber sie braucht dafür die richtigen Werkzeuge, Wertschätzung und eine Stadt, die sich ihrer Verantwortung bewusst ist.“

Sebastian NIssen wurde geehrt - Foto: Thomsen

Wertschätzung gab es an diesem Abend nicht nur in Worten, sondern auch in Auszeichnungen. Sebastian Nissen von der FF Weiche wurde für seine langjährige Mitgliedschaft mit dem Brandschutz-Ehrenabzeichen geehrt. Kamerad Ingo Sauer, ebenfalls FF Weiche, erhielt für beeindruckende 40 Jahre aktiven Dienst die Brandschnalle, überreicht durch Stadtbrandmeister Mario Quade.

Bastian Mißbach wusste von seiner Auszeichnung nichts und war sichtlich überrascht über sein neues Abzeichen - Foto: Thomsen
Und auch Bastian Mißbach wurde geehrt: Ihm wurde das Brandschutz-Ehrenabzeichen in Bronze verliehen – nicht nur für seinen Einsatz im Einsatzdienst, sondern besonders für 25 Jahre engagierte Vorstandsarbeit.


Wehrführer der Freiwilligen Feuerwehr Weiche wurde für 40 Jahre Feuerwehrdienst geehrt - Foto: Thomsen
Personalentscheidungen untermauerten zudem den Generationenwechsel in der Führungsstruktur des Verbandes: Sascha Keßler von der FF Klues wurde erneut zum Stadtjugendwart gewählt – bereits seine dritte Amtszeit. Die Versammlung dankte ihm für seine langjährige, zukunftsorientierte Arbeit mit starkem Applaus. Und mit Svenja Mundt von der FF Engelsby wurde eine erfahrene Kameradin zur Beisitzerin für Ausbildung im Verbandsvorstand gewählt – ein weiterer Schritt hin zu Kontinuität und Kompetenz im Ausbildungswesen.


Svenja Mundt wurde als Beisitzerin für Ausbildung im Verbandsvorstand gewählt - Foto: Thomsen
Die Jahreshauptversammlung, die um 19 Uhr in Borgerforeningen begann, zog sich über gut dreieinhalb Stunden – ein Zeichen dafür, wie groß die Themenfülle war und wie intensiv der Austausch zwischen Feuerwehr, Verwaltung und Politik verlief.

Die Flensburger Feuerwehr hat geliefert. Nun liegt der Ball bei Politik, Verwaltung – und einer Gesellschaft, die verstanden hat: Sicherheit ist keine Selbstverständlichkeit. Sie ist Ergebnis gemeinsamer Anstrengung.

Unterstütze auch du Förde.news – damit die Nachrichten weiterhin kostenlos bleiben können.

Förde.news bietet seit 2018 seriösen Lokaljournalismus kostenfrei an, finanziert durch Werbung. Wir verzichten auf ein Abomodell, um allen, auch finanziell schwächeren Personen, Zugang zu ermöglichen. Die Finanzierung allein durch Werbung reicht jedoch nicht aus, um die Kosten zu decken. Deshalb bittet Förde.news seine Leser und Leserinnen um Unterstützung durch das freiwillige Solidaritätszahlungsmodell „Förde.news - Zahl ich“, um qualitativ hochwertigen Journalismus weiterhin bieten zu können. Mehr Informationen dazu auf ->>> Für Förde.news zahl ich freiwillig!!! <<<-

Zurück