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Gemeinsam für die Rettung des historischen Kaufmannshofs „Große Straße 77“

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Zu den baukulturellen „Alleinstellungsmerkmalen“ Flensburgs gehören die Kaufmannshöfe in der Altstadt. Seit 2014 gibt es mit dem Projekt „Deutsch-Dänische Kulturachse“ eine besondere Initiative zur Rettung gefährdeter Höfe in der Flensburg, die der Bund mit Städtebauförderungsmitteln ermöglicht.

Seit 2013 gibt es die private Initiative einer Denkmaleigentümerin, die sich bruchlos in Bemühungen zur Stärkung der Kulturachse einfügt. Es handelt sich um den Kaufmannshof von Christian Nicolai Hansen, Große Straße 77, erbaut 1869 vom Architekten Johannes Otzen. Otzen war einer der bedeutendsten Architekten des Historismus in Deutschland. Dieser Kaufmannshof hat eine reiche originale Ausstattung, die von hohem denkmalpflegerischen Wert ist. Viele historistische Wohngebäude wurden in Deutschland im Krieg oder in der darauf folgenden Modernisierungswelle zerstört, aber dieses Gebäude unweit des Nordermarktes ist in großen Teilen mit einer bemerkenswerten Ausstattung original erhalten. Das Gebäude im Stil der „Hannoverschen Neugotik“ steht auch besonders für den gesellschaftlichen und baukulturellen Wandel Flensburgs nach dem Krieg von 1864.

 

Mit Hilfe von Fördergeldern des Landesamtes für Denkmalpflege Schleswig-Holstein konnte die Eigentümerin
(Hella Schlegelberger)bereits wichtige denkmalpflegerische Arbeiten zur Erhaltung von historischen Fußböden und anderen Ausstattungselementen im ersten Obergeschoss des Kaufmannshofes durchführen. Wegen der Begrenztheit der Fördermittel sind die Sanierungsfortschritte jedoch nur langsam.

Lutz-Uwe Gloeckner, Ortskurator Schleswig der Deutschen Stiftung Denkmalschutz (DSD), überbrachte am Dienstag, den 13. Oktober 2015 einen symbolischen Fördervertrag in Höhe von 15.000 Euro für die Restaurierungsarbeiten im ersten Obergeschoss des denkmalgeschützten Wohn- und Geschäftshauses in der Großen Straße 77 in Flensburg an Hans Dieter Prinz von der Grundstücksgemeinschaft Rerup's Erben. Die Förderung wurde möglich dank der Erträgnisse der Lotterie GlücksSpirale, deren Destinatär die DSD seit 1991 ist.

Das Haus in der Flensburger Altstadt wurde 1868/1869 für einen Flensburger Kaufmann an der Stelle zweier Giebelhäuser als einer der ersten privaten Neubauten in der Altstadt errichtet. Der Bauherr nutzte das Haus sowohl geschäftlich, als auch für seine eigene repräsentative Wohnung, deren Ausstattung nahezu vollständig erhalten ist. 

Den dreigeschossigen, roten Backsteinbau in neugotischer Formensprache und mit flachem Mittelrisalit schließt ein hoher, reich gegliederter Fialengiebel ab. Über dem Granitsockel im Erdgeschoss bereichern braune Glasurziegel die Fassade. An den Seiten befinden sich hohe spitzbogige Portale mit profilierten Gewänden und Maßwerkrosetten in den Bogenfeldern, die die stichbogigen Fenster des Hochparterres im Mittelrisalit rahmen. In der Mittelachse ruht auf breiten Konsolen ein sandsteinerner Kastenerker mit Altan. Im Obergeschoss befindet sich ein mit einer hölzernen Kassettendecke abgeschlossenes Vestibül, von dem aus eine gewendelte Steintreppe mit schmiedeeisernem Geländer in die darüber liegenden Geschosse führt.

Insbesondere in der Wohnung im ersten Obergeschoss ist die aufwändige Ausstattung nahezu komplett erhalten. Dazu gehören eine farblich gefasste Holzkassettendecke, Lamberien, Türen und Stuck, sowie Parkettböden und Einbauschränke. Ebenfalls erhalten ist ein für dieses Wohnhaus entwickeltes Heizsystem, das in die Lamberien integriert ist. Unter Tapeten und Teppichen sind noch die bauzeitliche Wandfassung und die Schmuckholzböden erhalten.

Im ersten Obergeschoss sollen nun Restaurierungsarbeiten insbesondere an den Stuckprofilen, Wandpaneelen, Türen und Fensterlaibungen sowie die Freilegung der Wandbemalung erfolgen.

Das Haus in Flensburg ist eines der über 160 Projekte, die die private Denkmalschutzstiftung dank Spenden und Mittel der Lotterie GlücksSpirale allein in Schleswig-Holstein fördern konnte.

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