Grünes Licht nach Zitterpartie – Ratsversammlung stimmt für Freibad-Neubau in Weiche

von Thomsen / Foerde.news

Weiche bekommt ein neues Freibad - Foto: Thomsen

Flensburg – Flensburg – Die Entscheidung fiel knapp, die Debatten waren lang und emotional. Doch am Ende herrschte Klarheit: Die Ratsversammlung Flensburg stimmte am Donnerstagabend mit 22 Ja-Stimmen bei 16 Nein-Stimmen mehrheitlich für den Neubau des Freibads im Stadtteil Weiche. Damit endete eine jahrelange politische Hängepartie.

Bereits zuvor hatten der Finanzausschuss sowie der Bildungs- und Sportausschuss in einer gemeinsamen Sitzung intensiv über das Projekt diskutiert. Die Abstimmung in den Ausschüssen verlief äußerst knapp: Beide Gremien votierten schließlich jeweils mit sechs Ja-Stimmen von Grünen und SSW gegen fünf Gegenstimmen aus Reihen von SPD, CDU und FDP für den Neubau des Freibades.

Kernpunkt der kontroversen Diskussionen war bis zuletzt die schwierige Haushaltslage der Stadt Flensburg. SPD-Fraktionschef Justus Klebe sprach sich am Donnerstag in der Ratsversammlung deutlich gegen das Projekt aus und betonte:
„Der Zustand vieler Flensburger Schulen ist katastrophal – dort muss dringend investiert werden. Es ist Aufgabe von Politik, Prioritäten zu setzen. Und diese Priorität sehen wir ganz klar im Bildungsbereich.“

Klebe kündigte an, dass die SPD-Fraktion im kommenden Jahr ein umfangreiches Investitionsprogramm in Höhe von 68 Millionen Euro vorlegen werde – ein bisher nie erreichtes Volumen in Flensburg. Diese Mittel müssten gezielt und gerecht verteilt werden, erklärte er: „Wir dürfen uns nicht die Entscheidung aus der Hand nehmen lassen, wofür wir als Stadt unsere Investitionen einsetzen – ob für Schulen, Kitas oder andere Einrichtungen. Wenn wir jetzt aus symbolischen Gründen Millionen in ein Freibad stecken, fehlen sie an anderer Stelle.“

Er mahnte zu einer ehrlichen Debatte über die laufenden Betriebskosten: „Wir reden von bis zu 800.000 Euro jährlich – das ist eine erhebliche Summe, die dauerhaft gebunden ist. In anderen Stadtteilen kämpfen wir dafür, überhaupt 300.000 oder 400.000 Euro für offene Kinder- und Jugendarbeit bereitstellen zu können. Diese Ungleichverteilung ist nicht vertretbar.“

Klebe betonte, die SPD stehe zu ihren Positionen: „Wir haben bereits vor einem Jahr gesagt, dass wir den Neubau nicht mittragen werden. Stattdessen setzen wir uns für gezielte Investitionen in bestehende Bildungsinfrastruktur ein – zum Beispiel für die Waldschule.“ Gleichzeitig sprach er sich für eine faire gesamtstädtische Betrachtung aus, bei der alle Stadtteile gleich behandelt werden. „Das ist eine Frage von Gerechtigkeit und Glaubwürdigkeit.“

Dem widersprachen die Befürworter deutlich. Grünen-Politiker Leon Bosse erklärte in der Ratsversammlung:
„Verlässlichkeit bedeutet heute, zu den Erwartungen zu stehen, die wir selbst bei den Bürgerinnen und Bürgern geweckt haben. Es war keine einfache Entscheidung – auch in unserer Fraktion gab es intensive Diskussionen und ernsthafte Bedenken hinsichtlich der finanziellen Lage der Stadt. Doch wer diese Herausforderungen leugnet, verkennt die Realität. Umso mehr brauchen Entscheidungen wie diese eine sorgfältige Abwägung.“

Bosse hob die Bedeutung des Projekts für die soziale und dezentrale Infrastruktur hervor und verwies auf das starke Bürgerengagement im Stadtteil Weiche. Zudem erinnerte er an die zugesagten Bundesmittel, die andernfalls verfallen würden.

Die Ratsversammlung folgte schließlich den Ausschüssen und votierte mit 22 Ja- gegen 16 Nein-Stimmen für die sogenannte Variante C. Diese sieht einen Neubau mit einer Gesamtinvestition von rund 7,2 Millionen Euro vor. Je nach Engagement des Trägervereins beim Betrieb variieren die jährlichen Betriebskosten bei rund 350.000 Euro.

Peter Offelder, 1. Vorsitzender des Förder- und Trägervereins Jugendtreff Weiche e. V., äußerte sich sichtlich bewegt:
„Ja, wir freuen uns natürlich riesig – und ich sage besten Dank an alle Mitglieder und die Vorstände, die zwei Jahre lang so engagiert an dieser Sache gearbeitet haben. Jetzt wollen wir die Genossenschaft gründen, Spenden sammeln und alles Mögliche auf die Beine stellen. Wir hoffen sehr, dass uns auch die Geschäftswelt in Flensburg unterstützt.“

Damit hat Flensburg nach langer Zeit der Ungewissheit eine endgültige Entscheidung getroffen – der Neubau des Freibads in Weiche wird Realität.