- Nachrichten -
Folge uns auf Instagram und Facebook
->>> Für Förde.news zahl ich freiwillig!!! <<<-

Keine Streiks mehr: Einigung im Tarifstreit bringt Ruhe in den ÖPNV in Schleswig-Holstein

von

Doch die Gewerkschaft macht deutlich, dass der Weg zu einem starken Nahverkehrssystem Zeit und Geduld erfordert. - Archivfoto: Thomsen

Verkehr - Die Tarifauseinandersetzung im öffentlichen Nahverkehr (ÖPNV) Schleswig-Holsteins ist entschieden: Mit 85,5 Prozent Zustimmung haben die Mitglieder der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di Nord) dem Tarifkompromiss zugestimmt und damit den Arbeitskampf beendet. Die Einigung markiert einen Wendepunkt im Streit um Arbeitsbedingungen und Löhne in den privaten Busunternehmen des Landes.

Erfolgreiche Tarifrunde mit bundesweiter Signalwirkung

„Die Beschäftigten der privaten Busunternehmen haben eindrucksvoll gezeigt, wie wichtig gewerkschaftlicher Zusammenhalt ist, um gute Arbeit und faire Löhne im ÖPNV zu sichern“, erklärte Sascha Bähring, Verhandlungsführer von ver.di Nord. Er lobte die Streikenden als Vorbilder für andere Bundesländer: „Dieses Ergebnis hat Vorbildcharakter im ganzen Land.“ Mit Blick auf kommende Herausforderungen betonte Bähring: „Nach der Tarifrunde ist vor der Tarifrunde. Jetzt feiern wir die Weihnachtszeit, aber im nächsten Jahr kämpfen wir weiter für eine starke Zukunft des ÖPNV.“

Kritik an Verhandlungsführung und Forderung nach Strukturreformen

Die Gewerkschaft fordert die Kreise, kreisfreien Städte und das Land Schleswig-Holstein auf, den ÖPNV grundlegend neu aufzustellen. „Es kann nicht sein, dass Verhandlungen mit privaten Unternehmen so chaotisch verlaufen“, kritisierte Susanne Schöttke, Landesleiterin von ver.di Nord. Die Gewerkschaft sieht den Omnibus Verband Nord (OVN) überfordert und bemängelt das Verhalten vieler kleiner Unternehmen als unzeitgemäß: „Was wir hier erlebt haben, erinnert mehr an Gutsherrenart als an partnerschaftliche Verhandlungen.“

Schöttke plädiert für eine direkte Beteiligung der öffentlichen Auftraggeber an Tarifverhandlungen. Sie argumentiert, dass Subunternehmer und Gelegenheitsunternehmen keinen Platz am Verhandlungstisch haben sollten, da der ÖPNV ein wesentlicher Bestandteil der Daseinsvorsorge sei. „Die Verantwortung für einen starken und gut organisierten ÖPNV liegt bei den Kreisen und dem Land. Die Rekommunalisierung der Busunternehmen sollte jetzt auf der politischen Agenda stehen“, so Schöttke.

Ein Tarifvertrag für alle

Um kurzfristig Verbesserungen zu erzielen, schlägt ver.di Nord Änderungen im Vergabegesetz vor. Zukünftig sollen Ausschreibungen von Linienverkehren nur noch mit einem einheitlichen, repräsentativen Tarifvertrag möglich sein. Ein solcher Vertrag müsse für alle Busunternehmen im Land verbindlich gelten.

„Die Lösung liegt auf der Hand: Der Tarifvertrag Nahverkehr (TV-N), der zwischen dem kommunalen Arbeitgeberverband und ver.di verhandelt wird, kann die Grundlage sein“, erklärte Schöttke. Ver.di Nord ist bereit, mit großen Linienverkehrsunternehmen noch vor Ablauf der Friedenspflicht Überleitungsverhandlungen aufzunehmen.

Blick in die Zukunft

Die Einigung setzt ein wichtiges Signal für den ÖPNV in Schleswig-Holstein. Doch die Gewerkschaft macht deutlich, dass der Weg zu einem starken Nahverkehrssystem Zeit und Geduld erfordert. „Wir brauchen schnelle Sofortmaßnahmen, um die akuten Personalprobleme zu lösen, und langfristige Reformen, die den ÖPNV zukunftsfähig machen“, betonte Schöttke abschließend.

Ob das Land und die Kommunen diesen Kurs aufnehmen, bleibt abzuwarten. Klar ist: Ohne tiefgreifende Veränderungen könnte die nächste Tarifrunde genauso stürmisch werden wie die vergangene.

Unterstütze auch du Förde.news – damit die Nachrichten weiterhin kostenlos bleiben können.

Förde.news bietet seit 2018 seriösen Lokaljournalismus kostenfrei an, finanziert durch Werbung. Wir verzichten auf ein Abomodell, um allen, auch finanziell schwächeren Personen, Zugang zu ermöglichen. Die Finanzierung allein durch Werbung reicht jedoch nicht aus, um die Kosten zu decken. Deshalb bittet Förde.news seine Leser und Leserinnen um Unterstützung durch das freiwillige Solidaritätszahlungsmodell „Förde.news - Zahl ich“, um qualitativ hochwertigen Journalismus weiterhin bieten zu können. Mehr Informationen dazu auf ->>> Für Förde.news zahl ich freiwillig!!! <<<-

Zurück