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Neue Führung und frisches Geld für die Werften FSG-Nobiskrug

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In einer Pressekonferenz wurden die beiden "Neuen" vorgestellt - Fotos: Thomsen

Flensburg – Am Montag wurde bekannt, dass Lars Windhorst in Flensburg eine Pressekonferenz abhalten möchte, um den aktuellen Stand der Werften zu erläutern. Dass die Konferenz nicht ganz so verlief, wie Windhorst sich das vorgestellt hatte, war bereits am Montag sicher. Das Gericht in Hannover hatte gegen Windhorst einen Haftbefehl erlassen, um seine Mitwirkung in einem Verfahren gegen ihn zu erzwingen. Dieser Haftbefehl ist zwar etwas anderes als im Strafrecht, dennoch wurde spekuliert, dass der Unternehmer am Mittwoch in Flensburg verhaftet werden könnte. Am Dienstagabend dann die Erleichterung für Windhorst: Daraufhin wurde der Haftbefehl vorläufig ausgesetzt. Windhorst kritisierte die Medienberichterstattung und erklärte, er habe auf Anraten seiner Anwälte Fragen nicht beantwortet: „Hätte ich gewusst, was das für einen Tsunami auslöst, hätte ich mir gleich die Zeit genommen, mich mit dem Gericht zusammenzusetzen.“
Dennoch verlief die Pressekonferenz wohl anders als erhofft, denn nicht die neue Führungsspitze mit Robert Fischer von Mollard (38), der zum Geschäftsführer der beiden Unternehmen ernannt wurde, und Michel Bollmann (37), der als Technischer Leiter (CTO) fungieren wird, war der Mittelpunkt des Termins.

Stattdessen stand Lars Windhorst und seine Geschäftsgebaren im Fokus. Es wurde viel über die finanzielle Lage gesprochen, seine Fehlinvestitionen und seine leeren Versprechungen.

Mit der neuen Führung werde Windhorst den beiden auch genügend Kapital zur Verfügung stellen, damit diese Verbindlichkeiten begleichen können. Die Gehälter seien laut Windhorst in den letzten Monaten pünktlich bezahlt worden.

Auf Nachfrage, wie viel Kapital Windhorst in die Werften investieren möchte, sagte er, dass diese Summe nicht veröffentlicht werde.

Investor Lars Windhorst zieht sich aus dem operativen Geschäft zurück und kündigte gleichzeitig an, Geld für den laufenden Betrieb bereitzustellen – jedoch mit klaren Prioritäten. Das Geld werde nicht wahllos verteilt. Das einzige größere Projekt in Flensburg sei der Bau einer Fähre für den australischen Kunden Searoad, der fortgesetzt werde. Ein zweites Schiff stehe in Aussicht, so Windhorst. Er betonte, ein Verkauf der Werften sei unrealistisch, und kündigte weitere Aufträge an. Betriebsrat und IG Metall reagierten verhalten auf die Neuigkeiten, da die Ankündigungen auch umgesetzt werden müssten.

An beiden Standorten gibt es seit Monaten Probleme, weil die Beschäftigten auf ausstehende Zahlungen warten müssen und Aufträge wegbrechen.
"Es sei für Aufträge eine 50 Millionen Euro Bankbürgschaft vorhanden," erklärte Windhorst.

Aufträge

Der Bau einer seit Monaten stockenden LNG-Fähre für den australischen Kunden Sea Road soll bald wieder aufgenommen werden. Sea Road und die Tennor-Gruppe von Lars Windhorst haben sich darauf verständigt, gemeinsam Mittel zur Fertigstellung des Projekts bereitzustellen. Sollte dieses Vorhaben erfolgreich sein, plant Sea Road, ein baugleiches Schiff in Auftrag zu geben. Zudem bestätigte Windhorst „konkrete Vereinbarungen“ mit der Werft Nobiskrug in Rendsburg zum Bau neuer Luxus-Yachten.

Windhorst kontert Kritik von Ministerpräsident Günther

Windhorst kritisiert die Presseberichterstattung der letzten Monate sowie jüngste Äußerungen von Ministerpräsident Daniel Günther (CDU). Günther hatte Windhorst am Montag in Rendsburg vorgeworfen, seine Versprechen nicht eingehalten zu haben. Windhorst entgegnete, der Ministerpräsident sei „nicht in der Lage, die Details“ zu kennen.

Beschäftigte empört über Kommunikationsstil

Der Kommunikationsstil von Windhorst sorgte bei den Beschäftigten der Flensburger Schiffbaugesellschaft (FSG) für Unverständnis und Wut. Michael Schmidt, IG-Metall-Chef in Flensburg, kritisierte die Ankündigung eines Pressetermins ohne vorherige Information der Belegschaft. Weder Gewerkschaft noch Betriebsräte seien zu dem Termin eingeladen gewesen.

Werften warten auf frisches Kapital

Bereits mehrfach hatte Windhorst angekündigt, seine Werften finanziell zu unterstützen und für neue Aufträge zu sorgen. Derzeit haben jedoch die rund 185 Beschäftigten in Rendsburg keine Arbeit. In Flensburg, wo 350 Arbeitsplätze betroffen sind, sieht die Lage laut IG Metall kaum besser aus. Jan Brandt, Betriebsratsvorsitzender der FSG, reagierte verhalten auf Windhorsts Äußerungen: „Das sind gute Signale, entscheidend bleibt aber, was letztlich passiert.“

Wer sind die "Neuen"?

Beide sind seit vielen Jahren in unterschiedlichen Führungspositionen im Unternehmen tätig: Fischer von Mollard zuletzt als Produktionsleiter bei Nobiskrug und Bollmann in gleicher Funktion bei der Flensburger Schiffbau-Gesellschaft. Lars Windhorst, der Gesellschafter der FSG-Nobiskrug, wird aus der operativen Geschäftsführung ausscheiden.

„Ich freue mich, dass es uns mit Robert Fischer von Mollard und Michel Bollmann an seiner Seite gelungen ist, zwei ausgewiesene Praktiker im Schiffbau an die Führungsspitze unseres Unternehmens zu bringen“, erklärt Windhorst. „Beide haben entscheidend zur positiven DNA dieser traditionsreichen Qualitätsmarken beigetragen und wertvolles Know-how im internationalen Schiffbau gesammelt.“ Die Qualität der Arbeit wird von den Kunden trotz der schwierigen öffentlichen Diskussion nach wie vor geschätzt, so Windhorst. Er habe viele konstruktive Gespräche, unter anderem mit SeaRoad, geführt.

Das neue Führungsteam der FSG-Nobiskrug setzt auf das über viele Jahrzehnte an den Werften aufgebaute umfangreiche Schiffbau-Know-how, erklärt Bollmann. „Mit ihren tollen Kolleginnen und Kollegen. Mit ihnen gemeinsam werden wir den Sanierungsprozess der beiden Werften fortsetzen und zu einem erfolgreichen Ziel führen,“ betont Bollmann. Mit Blick auf die Zukunft ergänzt Fischer von Mollard: „Wir stehen für die Partnerschaft der Marken FSG und Nobiskrug und wollen einen Beitrag leisten, die Schiffbauindustrie und ihr wertvolles, fachliches Know-how in Schleswig-Holstein zu erhalten.“

Mit insgesamt rund 600 Mitarbeitern bilden die beiden schleswig-holsteinischen Werften einen bedeutenden Anteil an Industriearbeitsplätzen im nördlichsten Bundesland. Daher setzt die langjährige Erfahrung aus dem Produktionsalltag der beiden neuen Führungskräfte sowohl nach innen als auch nach außen ein wichtiges Signal.

Das neue Team hat auch internationale Erfahrungen gesammelt. Bollmann verfügt über Erfahrungen im kommerziellen Schiffbau, u.a. in Europa, Kanada und Südkorea, während Fischer von Mollard in Marinewerften in Führungspositionen in Ägypten und Bulgarien tätig war.

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