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Neues Gesicht für Flensburgs Küste: Fördepromenade eröffnet – Renate-Delfs-Platz würdigt Ehrenbürgerin
von Thomsen / Foerde.news

Flensburg – Strahlender Sonnenschein, ein gut gefüllter Platz, und sichtlich erleichterte Gesichter: Mit einem Festakt und prominenten Gästen hat Flensburg am Samstagvormittag die neu gestaltete Fördepromenade offiziell eröffnet. „Es ist ein Ort entstanden, der nicht nur Menschen, sondern auch Stadtteile miteinander verbindet“, sagte Oberbürgermeister Dr. Fabian Geyer bei der Zeremonie. „Wir haben diesen Ort nicht nur gebaut – wir haben ihn gemeinsam erkämpft.“
Der jüngste Sohn von Renate Delfs bedankte sich für die Würdigung seiner Mutter
Gemeinsam mit Andreas Delfs und Stadtpräsidentin Susanne Schäfer-Quack enthüllte Geyer das neue Namensschild am Kopf der Promenade: Was bislang als „Platz am Wasser“ bekannt war, heißt fortan Renate-Delfs-Platz – benannt nach der 2015 verstorbenen Ehrenbürgerin der Stadt.
„Mit der neuen Fördepromenade kommen die Neustadt und Innenstadt auch entlang der Förde zusammen“, erklärte Sütterlin-Waack. „Es ist ein Ort der Begegnung entstanden – und gerade solche Projekte machen Mut. Sie zeigen: Wir können unsere Städte gestalten – menschlich, modern und lebenswert.“
Neben Geyer, Sütterlin-Waack und der Stadtpräsidentin Schäfer-Quack war auch die ehemalige Stadtpräsidentin Swetlana Kretschmar und der ehemalige Oberbürger Simon Faber vor Ort -während dessen Amtszeiten das Projekt angeschoben wurde
Ein Ort für Flensburger – und ihre Gäste aus dem Norden
Kaum war das Band durchschnitten, füllte sich die neue Promenade mit Leben. Spaziergänger, Radfahrer und Familien aus Flensburg, aber auch zahlreiche dänische Besucher, nutzten den unerwartet sonnigen Frühsommertag, um den neuen Ausblick auf die Förde zu genießen. Ein neuer Ort – nicht nur geografisch, sondern emotional: offener, heller, verbundener.
Die neue Perspektive inspirierte auch kreative Besucher. Eine Gruppe von Hobby-Malerinnen und -Malern hatte sich frühzeitig einen Platz mit Blick auf die Kaikante gesichert. Zwischen Staffeleien und Pinseln: Caroline Ehlert, die aus ihrer Begeisterung keinen Hehl machte. „Ich war sofort fasziniert vom Licht auf dem Wasser und dem Spiel der Formen“, sagte sie. Innerhalb von zwei Stunden entstand unter ihren Händen ein erstes Aquarell – gerade hatte sie die ersten Konturen auf die Leinwand gebracht, als sie lächelnd meinte: „Es ist noch lange nicht fertig, aber der Platz ist es auf jeden Fall wert, festgehalten zu werden.“
Ein Projekt mit langem Atem
Die nun 580 Meter lange Promenade beginnt an der Schiffbrücke und führt als Steg entlang des Wassers in Richtung Galwik-Park. Sie ist Teil der städtebaulichen Gesamtmaßnahme „Neustadt“, die seit 1999 mit rund 74 Millionen Euro aus verschiedenen Förderprogrammen unterstützt wird. Allein für das aktuelle Teilprojekt – die Promenade samt Kaikantensanierung – wurden seit 2018 etwa 39 Millionen Euro bereitgestellt, ein Großteil davon aus Mitteln des Bundes und des Landes.
„Solche Bauwerke schafft man nicht in einem Jahr“, betonte Geyer. „Die Keilkante hier ist technisch extrem anspruchsvoll. Es gibt deutschlandweit nur wenige Firmen, die so etwas können – und die haben mehr als genug Aufträge.“ Auch Kampfmittelräumung, Schallschutz und die Abstimmung mit der benachbarten Werft hätten das Projekt zu einer planerischen Mammutaufgabe gemacht. „Dass es nun fertig ist, ist ein starkes Zeichen – auch für unsere Verwaltung und ihre Partner.“
Der Renate-Delfs-Platz: Ein Ort des Erinnerns
Renate Delfs verewigt auf einen Stromkasten in Höhe des Hotels
Besonders emotional wurde es bei der Einweihung des Renate-Delfs-Platzes, der am Ende der Promenade ins Wasser hineinragt. Die Ratsversammlung hatte im September 2024 beschlossen, den Platz anlässlich des 100. Geburtstags der beliebten Volksschauspielerin und Sprachforscherin umzubenennen.
„Mit der Enthüllung des Namensschildes wird eine verdiente Mitbürgerin ganz sichtbar geehrt“, sagte Stadtpräsidentin Susanne Schäfer-Quack. „Dieser Ort soll künftig nicht nur an eine Persönlichkeit erinnern, sondern die Stadt auch mit einem Teil ihrer Kulturgeschichte verbinden.“
Renate Delfs war ab den 1960er-Jahren als Schauspielerin an der Niederdeutschen Bühne aktiv. Bundesweit bekannt wurde sie 1976 durch ihren Sieg in der Rudi-Carrell-Show Am laufenden Band. Ihre Leidenschaft galt der Bewahrung der plattdeutschen Sprache – insbesondere des Flensburger „Petuh-Tanten-Deutsch“. Bücher, Hör-CDs und regelmäßige Auftritte im NDR machten sie zu einer Sprachbotschafterin des Nordens.
Ihr jüngster Sohn, der international tätige Dirigent Andreas Delfs, bedankte sich sichtlich gerührt: „Meine Mutter hätte diesen Platz geliebt. Von ihrem Kinderzimmer aus hätte sie ihn sehen können – und er gibt den Blick frei auf ihre geliebte Förde, in der sie jeden Morgen von April bis Oktober baden war.“
Er schilderte eine Begegnung in einem Teeladen der Stadt: „Ich wollte Vanilletee kaufen – ausverkauft. Als ich meinen Namen nannte, fragte die Verkäuferin: ‚Verwandt mit Renate Delfs?‘ Ich bejahte. Kurz darauf kam sie zurück und sagte: ‚Ich hab noch eine Tüte gefunden.‘ Das ist, was bleibt – ein Name, der bei den Menschen positive Erinnerung weckt.“
Für Oberbürgermeister Geyer steht die Benennung des Platzes sinnbildlich für die kulturelle Identität der Stadt: „Der Name Renate Delfs ist bis heute positiv belegt. Es war uns ein Herzensanliegen, diesen Ort mit ihrer Geschichte zu verknüpfen.“
Blick nach vorn: Mobilität trifft Innovation
Neben Geschichte und Begegnung spielte auch die Zukunft eine Rolle: Flensburg plant, eine autonome Fähre zwischen Ost- und Westufer der Förde einzusetzen. Die „Autognom“, ein Projekt der Hochschule Flensburg in Zusammenarbeit mit der Stadt, soll künftig Passagiere emissionsfrei und fahrerlos transportieren.
„Die Idee hat uns sofort begeistert“, sagte Geyer. „Eine autonome Fähre ist nicht nur technologisch innovativ, sondern auch ein Symbol für urbane Mobilität im 21. Jahrhundert.“ Derzeit werde noch an Details wie der Steghöhe gearbeitet, der Betrieb soll aber in naher Zukunft aufgenommen werden.
Wer war Renate Delfs?
Renate Delfs (1925–2018) war Volksschauspielerin, Autorin und Sprachbewahrerin. Ab den 1960er-Jahren prägte sie das kulturelle Leben Flensburgs an der Niederdeutschen Bühne. 1976 wurde sie bundesweit bekannt durch ihren Auftritt in der Rudi-Carrell-Show. Ihr besonderes Anliegen war der Erhalt des regionalen Petuh-Dialekts, über den sie Bücher und Hör-CDs veröffentlichte. Für ihr Engagement wurde sie 2015 zur Ehrenbürgerin der Stadt Flensburg ernannt.
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