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Quarantäne was nun? Ein betroffener erzählt seine Geschichte

von

Text: Jeff Lohreit

Der Anruf erreicht mich am späten Sonntag. Positiver Kollege, letzter bestätigter Kontakt, Quarantäne.
Na großartig. Meine vollgepackte und vollverplante Woche hat binnen Minuten eine Abspeckkur im Stile der Weightwatchers hingelegt. Erst mal ein paar Anrufe tätigen. Auf
keinen Fall in die Firma kommen! Bloß nicht vor die Tür gehen! Sowieso: Einschränken, distanzieren, ruhig bleiben und Fieber messen. Jedes Kratzen im Hals wird verdächtigt
beäugt. Ich fühle mich gar nicht krank. Im Gegenteil. Ich fühle mich absolut großartig und so überwiegt vorerst die Freude, dass ich ausschlafen kann.

Die Rechnung habe ich ohne den Wirt gemacht. Und der Wirt ist in diesem Fall die nette Ärztin vom Gesundheitsamt die mich Punkt 8 Uhr weckt. Alles eine reine Vorsichtsmaßnahme. Keinen Grund zur Panik. Wir gehen gemeinsam meine letzte Woche durch – Yes! Statt der befürchteten 14-Tage muss ich „nur“ 8 Tage in Quarantäne verbringen. Ein kleiner Trost. Die Quarantäne ist offiziell angeordnet. Theoretisch. Als ich der Ärztin erkläre, dass ich in Kiel lebe, sagt sie mit bedrückter Stimme, ich falle nicht in ihren Zuständigkeitsbereich und müsse die offizielle Anordnung der Stadt Kiel abwarten. Es wäre aber nett, wenn ich mich trotzdem an die Anweisung halten würde – klar, da bin ich ja Kumpel.

Tag 1 der offiziellen Quarantäne. Ich fühle mich wie Robinson, gestrandet in meiner eigenen 55 m² Wohnung. Der erste Blick in den Kühlschrank – ernüchternd. Ich male mir aus, was ich denn leckeres aus einem halben Glas Senf, 2 Eiern, 1 braunen Banane und 2 Bier zaubern könnte.

Das Ergebnis ist entmutigend. Also die Versorgung sicherstellen. Glücklicherweise habe ich Nachbarn. Und Kollegen. Und in meinem Fall ist eine Person beides in Personalunion.

Ich rufe an und drücke auf die Tränendrüse - es klappt. 1 Stunde später ist der Kühlschrank so voll wie noch nie. Das Überleben ist gesichert. Die Sonne scheint – na klar. Ich bin voller Motivation. 1000 Dinge die liegen geblieben sind warten inständig darauf erledigt zu werden. Die eine Schranktür quietscht. Ich könnte mal den Kleiderschrank ausmisten und mich von diversen Modesünden trennen. Und angeblich fehlt beim 1000 Teile Puzzle (2 Pandas im Zoo) ein Teil.

Aber der ganze Stress der Einkaufsorganisation liegt mir in den Knochen. Es ist jetzt Nachmittag und ich bin immer noch im Schlafanzug. Ich weiß jetzt schon, dass die restliche Energie des Tages sorgsam eingeteilt werden muss. Während ich also penibel den Anweisungen meines Studentenkochbuches folge (Fitness Burger) denke ich: Morgen ist ja auch ein Tag.

(Teil 2 von 4 kannst du am 04.09.2020 lesen)

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