Seit 24 Tagen Lohn überfällig: Wann gehen die Lichter bei der FSG-Nobiskrug-Werften aus?

von Thomsen / Foerde.news

Flensburg

Flensburg – Flensburg/Rendsburg - „Seit 24 Tagen Lohn überfällig, Herr Windhorst.“ Mit dieser klaren Botschaft machten die Beschäftigten der FSG-Nobiskrug-Werften am Montag auf ihre angespannte Lage aufmerksam. Auf einer großen Tafel, die vor den Toren der Werft angebracht wurde, zeigen die Mitarbeiter ihre Verzweiflung. Die finanzielle Unsicherheit ist groß, denn viele der über 80 Beschäftigten warten seit Wochen auf ihre September-Gehälter. Trotz einer am Freitag verkündeten Freistellung – "bei weiterhin laufender Bezahlung" – wächst die Unruhe unter den rund 350 Mitarbeitern der Werft in Flensburg und Rendsburg.

„Für diejenigen, die immer noch auf ihren Lohn warten, ist das ein Schlag ins Gesicht“, kritisierte Betriebsrat Michael Nissen. Die unerwartete Freistellung kurz vor dem Wochenende heizt die ohnehin schon angespannte Stimmung zusätzlich an, zumal das Unternehmen bisher keine plausible Erklärung geliefert hat.


FSG-Betriebsratvorsitzender Jan Brandt (li) und Michael Nissen Betriebsrat können die Situation vom Arbeitgeber nicht verstehen

Sanitäranlagen als Grund für Freistellung?

Für zusätzliches Stirnrunzeln sorgte die Begründung, die das Unternehmen für die Freistellung anführte: Als Ursache wurden mangelnde Reinigungsarbeiten der Sanitärräume genannt, wie der Betriebsratsvorsitzende Jan Brandt erklärte. Die Belegschaft zeigt sich jedoch skeptisch und empfindet diese Begründung als fadenscheinig. „Vor einigen Wochen war der Zustand der Toiletten ebenfalls unzureichend, aber es kam zu keiner Freistellung“, so ein Mitarbeiter, der anonym bleiben möchte. Der aktuelle Zustand sei kaum gravierend genug, um einen so drastischen Schritt zu rechtfertigen.

Die unbefristete Freistellung schürt nun Ängste, dass die Maßnahme dauerhaft sein könnte. „Wir befürchten, dass das der Vorbote eines Insolvenzantrags ist“, äußerte sich ein anderer Beschäftigter besorgt. Sollte es tatsächlich dazu kommen, würde dies die traditionsreiche Werft, die seit 1872 in Flensburg ansässig ist, in eine noch prekärere Lage bringen. Investoren und Insolvenzverwalter müssten dann über die Zukunft entscheiden.

Kaum noch Arbeit für die Belegschaft

Die Perspektiven für die rund 350 Beschäftigten der Werft wirken düster: Bereits seit geraumer Zeit liegt der Betrieb aufgrund von Materialmangel still. „Es gibt schlicht nichts zu tun“, berichtet ein Mitarbeiter resigniert. Auch die Auftragsbücher sind weitgehend leer, abgesehen von einem Projekt für eine australische Reederei, das jedoch ebenfalls pausiert. Verschärfend kommt hinzu, dass dringend notwendige Wartungsarbeiten, wie etwa die Überprüfung der Kräne, nicht mehr durchgeführt wurden.

Ungewisse Zukunft für FSG-Nobiskrug

Ob es für die Werft einen Ausweg gibt, bleibt offen. Eigentümer Lars Windhorst hatte noch im Juni betont, dass er nicht an einem Verkauf interessiert sei und bereits 300 Millionen Euro in die Werft investiert habe. Doch von den versprochenen Kapitalzuführungen ist bislang wenig zu sehen. Auch die angekündigte Ernennung eines neuen Geschäftsführers blieb bislang aus.

Aus dem Umfeld der Werft ist zu hören, dass es nur noch eine Frage von Stunden oder Tagen sei, bis bei der Werft die Lichter ausgehen.

Für die traditionsreiche Flensburger Werft und ihre Belegschaft bleiben die Aussichten düster. Ob ein möglicher Käufer die Rettung bringen könnte, ist fraglich. Eines steht jedoch fest: Die Mitarbeiter werden ihre Schuldentafel weiter um jeden Tag ergänzen, an dem sie ohne Gehaltszahlung auf eine Lösung warten müssen.